ALS PRINT UND EBOOK ERHÄLTLICH

Ein Prinz, der ihr Herz berührt.
Ein Wettbewerb, der über ihre Zukunft entscheidet.
Eine Wahrheit, die alles verändern könnte.


Juliana wollte nie im grellen Scheinwerferlicht stehen, umgeben von Kameras und glitzernden Ballkleidern. Doch plötzlich ist sie die Hauptfigur in einem gefährlichen Spiel.

Inmitten des gnadenlosen Wettbewerbs wirft Marks Liebesgeständnis viele Fragen auf. Juliana ist hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Misstrauen. Kann sie seinen Worten Glauben schenken?

Völlig unerwartet greifen Rebellen den Palast an, bringen Tod und Verwüstung. Inmitten all des Chaos verschont einer der Aufrührer Julianas Leben. Als sie stille Zeugin von dem Einsatz einer mysteriösen Waffe wird, trifft sie eine weitreichende Entscheidung. Wild entschlossen, das Geheimnis zu lüften, gerät sie immer tiefer in einen Strudel aus Intrigen und Lügen.

Folgt sie ihrem Herzen oder deckt sie die Wahrheit auf, die alles, auch die Liebe, zerstören könnte?

Leser:innenstimmen

Leseprobe

Prolog

135 nach Exodus

 

»Paul, du und Eric, ihr bildet die Nachhut.«

Beide nickten und ließen sich zurückfallen.

»Die anderen schnappen sich je einen Verwundeten.« Ich hob Vals Arm über meinen Kopf, um sie zu stützen.

Sie hatte eine ziemlich üble Fleischwunde, die stark blutete. Das Bein hatte ich bereits abgebunden. Für mehr war keine Zeit. Hoffentlich hielt sie so lange durch, bis wir genug Entfernung zwischen Western Havens und uns gebracht hatten.

So schnell wie möglich bewegten wir uns durch das Labyrinth aus Gängen. Schmerzerfülltes Stöhnen und der Geruch nach Eisen begleiteten uns durch die Katakomben.

Ich achtete auf jedes Geräusch. Sollte mir ein weiterer Fehler unterlaufen, würde das noch mehr Tote bedeuten. Dieser Einsatz hatte bereits zu viele Leben gekostet.

Die Mots waren vorbereitet gewesen, hatten uns erwartet. Das war mir in dem Moment bewusst geworden, als der Notfallüberbrückungsschalter nicht die erwartete Wirkung gezeigt hatte. Zwar hatte ich den Livestream gestoppt, aber das Umschalten auf eine der anderen Kameras hatte nicht funktioniert. Unser Angriff, unser Einsatz, unsere Opfer, alles umsonst. Wieder hatten wir es nicht geschafft, der Bevölkerung die Machenschaften des Kaisers zu offenbaren.

Irgendjemand hatte uns verraten. Einer meiner Leute, meiner Freunde spielte ein falsches Spiel, war ein Spion.

Wütend trieb ich meine Leute voran.

Sobald uns der Tunnel hinter der Stadt Barca ausspuckte, atmete ich erleichtert auf. Wider Erwarten hatten wir aus diesem Höllenloch geschafft. Über einen weiteren Tunnel hatten wir die massive Steinmauer, die jedes Königreich in Prime Union umgab, überwunden.

Ein letztes Mal warf ich einen Blick über meine Schulter, zurück zum Ausgang. Mögen die Geister ihren Seelen gnädig sein.

Unsere Ankunft jenseits der Grenze war allerdings erst die halbe Miete, immerhin erwarteten uns noch die Badlands mit all ihren Tücken und Gefahren. Wir durften keine Zeit verlieren.

Obwohl ich zum Weitergehen drängen wollte, brauchten wir alle eine Pause. Mein Hemd war schweißnass, genauso wie meine Haare. Val hing mittlerweile mit ihrem gesamten Gewicht auf mir. Die anderen sahen nicht besser aus. Mir war klar, dass der Feind bereits Jagd auf uns machte, aber für die nächste Etappe mussten wir ein letztes Mal all unsere Kraftreserven mobilisieren. Deshalb entschied ich, kurz Rast zu machen. Während ich einen Schluck aus der Feldflasche nahm, musterte ich meine Leute. Mit fünfzig Mann war ich in die Katakomben gegangen, mit einundzwanzig hatte ich sie wieder verlassen. Ich schluckte hart.

Sie waren loyale und zuverlässige Kämpfer gewesen, die so ein Ende nicht verdient hatten.

Fernab der Grenze von Western Havens buddelten wir unsere Rucksäcke mit den Zelten wieder aus. Wir hatten sie zurückgelassen, damit wir weniger Ballast zu schleppen hatten.

Endlich konnten wir unser provisorisches Lager aufbauen und uns um die Verletzten kümmern.

Während Vic mit ein paar anderen Essen organisierte, half ich dem Heiler, die Verletzten zu versorgen, und bugsierte Val auf eines der Feldbetten.

Schweiß stand ihr auf der Stirn. Ihre Haut war aschfahl. Sie gab keinen Laut von sich, aber ihr schmerzverzerrtes Gesicht sprach Bände.

Erneut wurde mir klar, was für ein Desaster diese Aktion gewesen war.

***

Stunden später trat ich völlig verschwitzt aus dem Heilerzelt. Ich wischte mir die blutverschmierten Hände an meiner Kleidung ab, die vor Schmutz nur so strotzte.

Mittlerweile war es draußen dunkel.

Schnell teilte ich ein paar meiner Leute zum Wachdienst ein.

Die Badlands waren gefährlich. Nicht wegen des verseuchten Bodens. Vielmehr stellten die Tiere, die dort lebten, eine Bedrohung dar.

Entflohene Versuchsobjekte, die Alexander, der wahre Gründer von Prime Union, erschaffen hatte. Durch Kreuzung mehrerer Tierarten hatte er unverwüstliche, besonders aggressive Monster gezüchtet.

Über das Ziel dieser perversen Experimente wusste niemand genau Bescheid. Gerüchte gab es viele, Tatsachen hingegen wenige. Eine der Hypothesen war, dass er sich eine Tierarmee hatte züchten wollen, damit ihm niemand den Thron streitig machen konnte. Wenn dem so gewesen war, dann war es gehörig schiefgegangen, denn sie waren aus einem seiner Labore ausgebrochen und hatten sich wie die Karnickel vermehrt.

Die Reiche hatten es nicht geschafft, diese Viecher auszurotten. Ein Schutzwall zwischen den Menschen und den Monstern war die einzige Lösung. Zumindest in dieser Hinsicht kam uns die Mauer zugute, denn die Mots betraten die Badlands so gut wie nie.

Ich warf einen Blick in den Himmel, betrachtete die hell leuchtenden Sterne.

Ob meine Frau in diesem Moment am Fenster stand und ebenfalls in den Himmel sah? Wie gerne wäre ich bei ihr.

***

Da einige meiner Leute noch nicht völlig wiederhergestellt waren, nahm die Reise zurück nach Engara doppelt so lange wie geplant in Anspruch. Es grenzte an ein Wunder, dass seit dem desaströsen Angriff auf den Palast niemand gestorben war.

Obwohl mich Kerstin seit Tagen zu Hause erwartete, gab es eine unaufschiebbare Angelegenheit, bevor ich nach Giant Arks zurückkehren konnte. Ich hatte eine Verantwortung, der ich gerecht werden musste. Meine Rollen als liebender Ehemann in Giant Arks und als Herrscher über Engara ließen sich derzeit nur schwer miteinander vereinbaren. Vor allem war das zwischen Kerstin und mir nie geplant gewesen. Ich hatte sie zufällig in einer Bar kennengelernt und mich sofort unsterblich in sie verliebt. Ein Jahr später hatten wir geheiratet.

Umso mehr hasste ich mich dafür, dass ich den Zeitpunkt verpasst hatte, ihr reinen Wein einzuschenken. Die Angst, dass sie sich von mir abwenden und mich verlassen könnte, war zu groß. Zumindest in dieser Hinsicht war ich ein Feigling. Kerstin hatte ein schönes, aber vor allem sicheres Leben verdient. Deshalb stand für mich nie zur Debatte, unseren Lebensmittelpunkt nach Engara zu verlagern. Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden, diese eine große Lüge mit ins Grab zu nehmen. Meine Welt war brutal, hart und blutrünstig.

Es brachte nichts, weiter darüber zu sinnieren. Ich verscheuchte meine Gedanken und fokussierte mich. Eine wichtige Entscheidung stand noch aus, bevor ich nach Giant Arks zurückkehren konnte. Der Verräter musste überführt, ein Urteil gefällt werden. Auf dem Weg zum Thronsaal ging ich nochmals alle Informationen durch, die mir vorlagen.

Unabhängig voneinander hatten sich Paul und Eric während unserer Pause an mich gewandt. Beide hatten über Toms auffälliges Verhalten berichtet. Während Paul allgemein geblieben war, hatte Eric einen konkreten Hinweis gegeben. Er hatte Tom dabei beobachtet, wie er spätnachts die schützende Kuppel, die Engara umgab, verlassen hatte. Erst Stunden später war Tom völlig verschwitzt zurückgekehrt.

Wenn Tom uns tatsächlich verraten hätte, warum hatte uns der König nicht schon an den Mauern erwartet, unseren Angriff im Keim erstickt? Das war unlogisch.

Trotz all der offenen Fragen wusste ich schon länger, dass er nicht mehr in unserem Team spielte. Ich hatte es nur nicht wahrhaben wollen.

Tom hatte sich in den letzten Monaten zurückgezogen. Seit sein Sohn bei einer Attacke eines Greils gestorben war, war er wie ausgewechselt. War mein langjähriger Freund mir und dem gesamten Volk von Engara in den Rücken gefallen?

Nur ein Gespräch konnte Klarheit bringen. Ich kannte Tom schon so lange, dass ich ihm eine Lüge an der Nasenspitze ansehen würde. Entschlossen winkte ich einen Diener heran und ließ Tom holen.

Paul, einer meiner engsten Vertrauten, trat an meine Seite.

Kurz sahen wir einander an.

Mit seinem Blick stellte er mir die Frage, ob ich wirklich bereit war, es durchzuziehen.

Wortlos antwortete ich ihm, dass ich keine andere Wahl hatte. Einen Verrat wie diesen, der so viele Menschenleben ausgelöscht, so vielen Kindern ihre Mütter und Väter genommen hatte, konnte ich nicht ungestraft lassen, auch wenn es mir schwerfiel. Ich musste ein Exempel statuieren und der Gerechtigkeit Genüge tun.

Eine lebenslange Haftstrafe war nicht ausreichend. Dafür war seine Tat zu schwerwiegend, hatte zu viele Todesopfer verursacht.

Ich würgte das beklemmende Gefühl wie eine bittere Pille hinunter. In wenigen Minuten würde ich zu einem Vollstrecker werden, zu einem Mörder an einem meiner eigenen Leute.

Kaum merklich nickte mir Paul zu.

Seine Männer waren in Position. Sollte die Lage eskalieren, würden sie, ohne zu zögern, eingreifen.

Knarrend öffneten sich die Tore zum Thronsaal.

Gemütlich schlenderte Tom herein.

Aufmerksam musterte ich ihn. Es sollte mich nicht überraschen, dass er keine einzige Schramme abbekommen hatte. Trotzdem peitschte Wut durch meine Adern, ließ mein Blut brodeln.

Tom trat bis zum Fuß des Throns heran und deutete eine Verbeugung an. »Du hast nach mir schicken lassen?« Obwohl sein Gesichtsausdruck unbeschwert wirkte, huschte sein Blick nervös von einer Ecke zur anderen. Er würde die anderen nicht sehen.

Pauls Truppe hatte sich im Schatten verborgen, wartete auf ein Zeichen von mir.

Langsam stieg ich die Stufen hinunter. So war ich mit ihm auf gleicher Höhe. Ich wollte ihm ein schnelles Ende bereiten, auch wenn ich seine Beweggründe nicht verstand. So viel Gnade wollte ich ihm dann doch zuteilwerden lassen.

Er hatte jahrelang loyal an meiner Seite gekämpft.

Gegenüber von Tom kam ich zum Stehen. Freundschaftlich legte ich ihm die Hand auf die Schulter. Genau der richtige Abstand, um mit dem Dolch direkt in sein Herz stechen zu können. Zugleich war es das Zeichen für die anderen.

Mit großen Schritten traten sie aus den Schatten.

Für einen Wimpernschlag weiteten sich Toms Augen. Als sein Blick meinen fand, erkannte ich die Wahrheit darin.

Vor diesem Moment hatte ich mich gefürchtet.

Ich sah Trauer, Zorn, aber vor allem Scham, weil er mich und seine Freunde verraten hatte. »Du weißt es.« Keine Frage, sondern eine nüchtern gestellte Aussage. Trotzdem nickte ich.

»Ich wollte, dass die Kämpfe endlich aufhören. Das schien mir der einzig richtige Weg zu sein. Es tut mir leid.« Wahrheit. Nichts als das sprach aus seinen Augen.

»Hast du ihnen auch verraten, wo sich Engara befindet?«

Er schüttelte den Kopf. Beschämt sah er zu Boden. Ich kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass ich auf keine weiteren Antworten hoffen durfte. Seine Haltung zeigte mir, dass er nur noch auf die Vollstreckung wartete. Mein Adamsapfel hüpfte nervös auf und ab.

Noch immer ruhte meine linke Hand auf seiner Schulter. Lautlos glitt meine rechte zur Scheide, die ich bereits zuvor geöffnet hatte, und zog den Dolch. Mit einer geschmeidigen Bewegung führte ich das Messer von unten nach oben, traf zielgenau sein Herz. Eilig drehte ich es, um möglichst viele Gefäße zu zerstören und den Tod schneller herbeizuführen.

Toms Augen weiteten sich, Blut floss in Strömen aus der Wunde. Er starrte mich an. Zu meiner Überraschung fand ich keinen Groll in seinem Blick, sondern ein stummes Flehen um Vergebung. Kaum merklich nickte er mir zu, bedankte sich bei mir, dass er den letzten Weg nicht allein gehen musste.

Und das tat ich. Ich blieb so lange bei ihm, bis er den letzten Atemzug machte.